50.000 Stimmen, die braucht Luca Piwodda im September mindestens. Die Fünfprozenthürde, deren Überwindung gleichbedeutend mit dem Einzug ins Schweriner Schloss wäre, will der 21-Jährige Student bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern knacken – und das gleich mit einer eigenen Partei. Wie viele andere junge Menschen in seinem Alter haben ihn die letzten Jahre nachdenklich gestimmt, vor allem haben sie ihn politisiert: Brexit, Trump, „das hat mir zu denken gegeben“.
Eine Antwort auf diesen wachsenden Populismus wollte Luca selbst formulieren, eine neue politische Idee beisteuern. Von der SPD wandte er sich nach der Bundestagswahl 2017 ab. Die Hoffnung auf einen ernstgemeinten Neuanfang der Sozialdemokratie habe er damals verloren.
Die Freiparlamentarische Allianz setzt auf junge Gesichter: Luca Piwodda, Marie Rintsch, Fabian Hahn.
Am weitläufigen Ostseestrand versucht Luca in anstrengenden Wahlkampfzeiten Kraft zu tanken.
Der 21-jährige Student kandidiert bei der Landtagswahl im Herbst mit seiner eigenen Partei FPA.
Luca wurde von seiner Partei für die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern als Spitzenkandidat nominiert.
Während wenig später in zähen Wochen eine neue Regierungskoalition verhandelt wurde, scharte Luca Gleichgesinnte um sich, um seine Idee real werden zu lassen. Und knapp ein Jahr später, im Sommer 2018, wurden beim Bundeswahlleiter alle Unterlagen für die Freiparlamentarische Allianz (FPA) offiziell eingereicht. Für die Gründung einer neuen Partei legt das Gesetz strenge Regularien fest, gefordert werden dabei vor allem Protokolle, Beschlüsse und Wahlen.
Gerungen wurde mit den zuständigen Stellen bis zuletzt um einzelne Passagen der Satzung. Ein halbwegs juristischer Fachmann sei er geworden, erklärt Luca rückblickend. Er schmunzelt, während er die Gründung noch einmal Revue passieren lässt, lehnt sich zufrieden zurück. Dass es so anstrengend werden würde, habe er nicht geglaubt.
Umso stolzer ist er, es am Ende tatsächlich geschafft zu haben. Das türkisfarbene Logo der Partei hat sich Luca großflächig auf einen weißen Turnschuh drucken lassen. Dass er auffallen muss, um die notwendigen Stimmen bei der Wahl im Herbst zu bekommen, weiß er.
Programmatisch sieht er die Partei „Mitte links“ und versteht sie außerdem als „echte Alternative“, gerade in Ostdeutschland. Anders als bei der AfD versuchen Luca und seine Mitstreiter*innen Menschen Zukunftsängste zu nehmen, statt neue zu schüren. Mitsprache, Umweltschutz und Digitalisierung stehen dabei weit oben auf der Agenda. „Es braucht gesellschaftlichen Fortschritt, ja. Aber nicht mit der Brechstange“, fasst Luca zusammen. Inhaltlich überzeugen soll das die 16- bis 29-Jährigen, besonders Erstwählende und junge Erwachsene zählt Luca auf. Es sind jene Wählergruppen, die von den 71 Abgeordneten im Schweriner Schloss gar nicht repräsentiert werden, denn unter 30 ist dort tatsächlich niemand.
"Was uns von anderen Parteien unterscheidet, ist, dass wir die Politik und Parlamente mit unseren Kandidaturen ernsthaft verjüngen wollen statt dauernd nur davon zu reden und nichts zu ändern."
Allein auf die Zweitstimmen verlassen will sich Luca jedoch nicht. Und deshalb stellt er sich dem Wettstreit um das Direktmandat. In Mecklenburg-Vorpommerns Studierendenhochburg Greifswald hat er nicht nur Außenseiterchancen. „Politik ist über die letzten Jahre personalisierter geworden“, schätzt er ein. Gewählt werde, wer als Typ überzeuge, heißt das. Luca hofft auf Freiwillige in allen 36 Wahlkreisen, um präsent zu sein, gerade auch in strukturschwachen Regionen, „an die kaum jemand denkt“. Den einen oder anderen müsse er davon allerdings erst noch überzeugen.
Aufgestellt werden soll die Landesliste am 24. April – ob in Präsenz oder online, ist noch offen. Die Corona-Neuinfektionen steigen wie überall in Deutschland auch in Mecklenburg-Vorpommern, der Inzidenzwert liegt landesweit inzwischen wieder bei über 100. Was dagegen sicher ist: Luca stellt sich zur Wahl als Spitzenkandidat der FPA. Der Parteigründer und Vorsitzende hofft dabei auf die Unterstützung der Basis.
Damit sie als neue Partei aber überhaupt auf den Wahlzetteln im Herbst vertreten sind, müssen sie noch einige hundert Unterstützungsunterschriften sammeln. Dass das eine Hürde sein könnte, glaubt er allerdings nicht, auch nicht, dass die Pandemie den Wahlkampf erschwert. Geplant ist unter anderem eine digitale Hochschultour.
Die Freiparlamentarische Allianz setzt auf junge Gesichter: Luca Piwodda, Marie Rintsch, Fabian Hahn.
Die Freiparlamentarische Allianz setzt auf junge Gesichter: Luca Piwodda, Marie Rintsch, Fabian Hahn.
Als Generalsekretär der FPA ist Fabian zuständig für den Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern.
Was Marie vom Beitritt überzeugte, ist die Idee, jungen Menschen eine politische Stimme zu geben.
Vor ihren Bildschirmen sitzen werden dann auch die beiden Mitglieder des FPA-Bundesvorstands: Marie Rintsch und Fabian Hahn. Sie ist Parteistrategin, er Generalsekretär. Sie wirken unaufgeregt und haben klare Vorstellungen, wollen „die Ideen junger Menschen in den Landtag bringen“. Dass das eine echte Herausforderung ist, wissen sie selbst sehr gut. „Politik macht den Eindruck, dass ich erst alles wissen und verstehen muss, bevor mir auch jemand zuhört. Das macht es Jüngeren schwer. Alter sollte aber kein Qualitätsmerkmal sein. Auch wir wissen längst nicht alles, sind aber bereit, dazulernen“, erzählt Marie. „Wir müssen schon sehr viel Wirbel machen, damit andere von uns erfahren." Luca ist dankbar für sein Team, denn die Wahlkampfzeit wird kräftezehrend.
Familiärer politischer Wettstreit
Was ihn antreibt, das alles neben seinem Studium auf sich zu nehmen? „Ich habe häufig darüber nachgedacht, warum ich mir das eigentlich antue. Die Antwort lautet: Es fühlt sich einfach richtig an“, sagt Luca kurz. In den Zwanzigern wolle er sich politisch verwirklichen, aber auch Verantwortung in den Regionen übernehmen, wo sonst oft nur noch die AfD politisch aktiv ist. Mit seinem Herangehen hat er bereits viele andere überzeugen können.
Die FPA zählt heute 50 Mitglieder und 200 Unterstützende. Luca sieht seine Partei außerdem mehr als Bewegung, die projektgebunden arbeite. Modern wollen sie sein, kein starrer Parteiapparat. Auch die anderen Parteien im Land würden durchaus wahrnehmen, was der junge Mann aufzubauen versucht, weiß er. Oft jedoch werde seinem Vorhaben die Sinnhaftigkeit abgesprochen, ergänzt Luca. In etablierten Strukturen könne er politisch mehr erreichen, so die Argumentation. Für ihn ist das allerdings längst keine Option mehr.
Dabei kann die junge Partei durchaus erste politische Erfolge vorweisen. In Lucas Heimatstadt Gartz (Oder) in Brandenburg etwa stellt sie seit 2019 die Bürgermeisterin. Viel Überzeugung habe es nicht gebraucht, erzählt Inge Reppenhagen. Dafür opferte Luca sogar den Familienfrieden. Der Gegenkandidat war nämlich nicht nur Amtsinhaber, sondern auch der eigene Großvater: Burkhard Fleischmann. Seine Kandidatur zog er vor der Stichwahl zurück, Reppenhagen gewann am Ende. Der jugendliche Elan der FPA und die damit verbundene Hoffnung auf eine echte politische Alternative für Gartz trugen entscheidend zum Sieg bei.
Monatelange herrschte Funkstille mit dem Opa, der Luca schon für die SPD im Bundestag sah. Mittlerweile haben sie sich ausgesprochen und auch versöhnt. Für Luca war klar, dass eine neue Generation das höchste Amt in der Stadt übernehmen müsse, „nicht irgendwann, sondern jetzt“.
Dass sein Enkel es anders versucht, „den schwierigeren Weg in die Politik“ geht, wie er es nennt, bewundert Burkhard Fleischmann. „Die Jugend soll sich beweisen. Ich staune, er ist ja auch sehr ambitioniert“, meint er stolz. Dabei war es ausgerechnet der Opa, der ihn lange politisch förderte, ihn mit der SPD zusammenbrachte.
Die Abwahl nach elf Jahren als Bürgermeister von Gartz nimmt er sportlich und bemüht einen weisen diplomatischen Satz: „Am Ende entscheidet immer das Volk.“ Ortsvorsteher aber ist er geblieben, auch sein Büro im Rathaus konnte er behalten. Politisch habe Burkhard Fleischmann immer „mehr gewollt“, Land- oder Bundestag. Und deshalb würde es ihn „freuen“, wenn dem eigenen Enkel nun das gelingt, was ihm immer verwehrt blieb.
"Man muss das wollen"
Die Bezeichnungen „Talent“ und „Politiker“ klingen in Lucas Ohren immer noch ungewohnt: „Ich wachse langsam in die Rolle hinein“, sagt er lächelnd. In Anbetracht des rasanten Werdegangs der von ihm gegründeten Partei – die Freiparlamentarische Allianz (FPA) – könnte es keine treffenderen Worte für den 21-Jährigen aus Gartz in Brandenburg geben.
„Es war ein kurioses halbes Jahr“, resümiert er. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viele interessante Leute kennenlernen würde.“ Gemeinsam mit seinem Team steuert der Spitzenkandidat auf die Landtagswahl am 26. September zu. Die Tage sind prall gefüllt.
Vormittags Bürokratie und Parteiarbeit, nachmittags Sitzungen und abends Veranstaltungen. Nebenbei zwei Seminararbeiten für sein Studium der Geschichte und Politik, die dem Max-Weber-Fan gleichzeitig Herzensprojekte sind. „Man muss das wollen“, sagt Luca. Er will. „Das klingt pathetisch, aber ich möchte Menschen für die Politik motivieren.“
Für Luca bedeutet das vor allem eines: Zuhören. Auf Marktplätzen kommt er mit Menschen ins Gespräch, erklärt die Ziele der Partei, lauscht darauf, welche Themen bewegen – besonders in strukturschwachen Regionen. Immer wieder stellt er fest: „Hier hat niemand auf mich gewartet.“ Aber er bleibt dran. Und letztendlich gelänge er doch immer wieder, der Dialog.
In 23 Städten war die FPA unterwegs, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Pro Kandidat*in und für die Landesliste konnte das Team je 30 Unterstützer*innen gewinnen, berichtet Luca. Er wirkt ehrgeizig, ohne eine Spur Verbissenheit. „Es wächst was“, stellt er fest.
Ob es letztendlich zum Überwinden der Fünfprozenthürde reicht? In den Umfragen wird die FPA noch unter „Sonstigen“ gezählt. Der Wahltag wird für alle eine Überraschung sein. Und eine Erleichterung.
„Danach wird es ruhiger“, hofft Luca, der sich an diesem Tag auf die Zusammenkunft im ganzen Team, die Feierlichkeit des Augenblicks freut. Herbst und Winter sollen der Partei als Verschnaufpause dienen und als Phase, um die Weichen für das neue Jahr zu stellen. Seine Bachelorarbeit steht dann an und der strukturelle Ausbau seiner Partei.
Neue Landesverbände will die FPA gründen, noch professioneller werden, durch Kulturprojekte auffallen. Die Kampagnen für die Rettung der Werften, für eine Modellregion für das bedingungslose Grundeinkommen und eine Stärkung regionaler Start-up-Unternehmen laufen weiter. „Im Januar dreht sich das Hamsterrad wieder“, sagt Luca schmunzelnd.
„Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich manchmal erst nachts um zwei ins Bett komme, obwohl ich um sechs aufstehen muss“, erklärt er. Morgens leuchten zahlreiche Nachrichten auf seinem Handydisplay. Das ist fordernd, bestärkt Luca aber auch: „Es ist toll zu spüren, wie die Menschen an die Sache glauben.“
Sich Pausen einräumen sei wichtig. Im Terminkalender blockt er Zeiten für das Abendbrot mit der Familie. Bei den regelmäßigen Heimspielen mit seinem Fußballverein genießt er das Gefühl, „der zu sein, der schon immer da war.“ Die private Zeit nicht zu rationalisieren sei eine Gratwanderung. Viele warnten bei seinem Pensum vor einem Burnout. „Danach fühle ich mich nicht. Ich weiß ja, was wichtig ist“, sagt Luca schlicht.
Für ihn ist es von Vorteil, das sein Team gleichzeitig ein Freundeskreis ist. „So ist Parteizeit auch immer irgendwie Freundezeit“, sagt er. In den letzten Wochen haben sie gemeinsam viel durchgemacht. Krisen, Rückschläge, Fortschritte. „Wir haben voreinander alle Eitelkeiten abgelegt“, beschreibt es Luca. „Wir stehen eng zusammen.“ Reibung in Diskussionen hält er aber dennoch für unerlässlich. „Eine Zustimmungsmentalität wäre die falsche Partei-Kultur.“
Wellenschlag ohne Pause
Luca Piwodda und seine neu gegründete Partei nähern sich dem Zielhafen. Bis zum Wahltag in Mecklenburg-Vorpommern bleibt aber keine Zeit zum Verschnaufen. Die Crew hält zusammen.
Was sich Luca Piwodda derzeit am meisten wünscht, ist Schlaf. Der Wahlkampf bedeutet für ihn und seine junge Partei FPA eine besondere Kraftanstrengung. Denn es gilt, neben den Etablierten um Sichtbarkeit zu ringen. „Ich habe kein Gespür mehr für Zeit“, sagt Luca, der nebenbei noch Seminararbeiten für sein Studium fertig schreiben muss. „Abends ein Buch lesen, das wäre toll.“ Seine Tage sind gefüllt mit Podiumsdiskussionen, Konferenzen und Versammlungen. Für Freizeit oder Familie bleibe im Endspurt keine Zeit mehr. Lucas Motivation ist dennoch ungebrochen: „Je näher die Wahl rückt, desto mehr Menschen beschäftigen sich mit uns.“
Medien wie die Ostseezeitung oder Katapult stellten Interviewanfragen, berichtet er. „Wir sind auch spürbar professioneller geworden“, erzählt Luca, der in seiner Partei die Mitarbeitenden koordiniert und versucht, die „Kräfte möglichst effektiv einzusetzen.“ Vor ihm liegen straffe Tage: Gesprächsrunden in Greifswald und Wismar, eine Podiumsdiskussion mit Philipp Amthor, Claudia Müller und Erik von Malottki – und das ist nur ein Tag der Woche. Am darauffolgenden wartet eine Unternehmerkonferenz mit 200 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und im Anschluss eine Bürgerversammlung in Sarnow bei Anklam.
Als junges Sprachrohr der Region hat es sich die FPA zur Aufgabe gemacht, Lösungen für eine drängende Problematik zu entwickeln: die Zukunft der Werften in Mecklenburg-Vorpommern. Mitglieder der Partei waren dazu in Kontakt mit Wirtschaftsvertreter*innen, einem Reederei-Chef und seinen Mitarbeitenden. Die „Mauern des Schweigens“ hätten in zahlreichen Gesprächen endlich kleine Risse bekommen: „Manchmal fühlt es sich an wie in einem James Bond-Film.“ Die Mitarbeitenden der Werkstätten wollten teilweise brisante Informationen nicht nach außen tragen, weil sie eine Kündigung fürchteten. Diese Sprachlosigkeit aus Furcht sorge natürlich für enormen Frust. Eine Stimme bekam die Arbeiterschaft letztendlich durch anonyme Äußerungen oder ehemalige Mitarbeitende: „Eine echte Ermittlungsarbeit“, sagt Luca.
Dass die FPA aller steigenden Bekanntheit zum Trotz immer noch unter „Sonstigen“ in den Umfragen erscheine, sei ungeheuer frustrierend. „Wir haben schon mehrfach bei NDR und Ostseezeitung als Zuständige angefragt“, sagt Luca. Aber bislang seien von dort keine Daten eingegangen. „Der Wahlkampf ist viel zu häufig auf die großen Parteien zugeschnitten“, kritisiert der Spitzenkandidat. Das betreffe auch eine Podiumsdiskussion der Universität Greifswald: „Ich studiere hier, habe die FPA hier gegründet“ – eingeladen worden seien aber nur die sechs großen Parteien, beklagt Luca. Ein Grund mehr, sich für den Einfluss junger Menschen aus der Region einzusetzen. Rückschläge dieser Art, das betont er, änderten nichts an seinem positiven Grundgefühl und seiner Dankbarkeit: „Beim Werben um neue Wähler*innen will ich nicht vergessen, wie viele Leute die ganze Zeit zu uns halten und Teile ihres Lebens für uns opfern.“
Weiter auf Kurs
Die Partei FPA hat ihre hochgesteckten Wahlziele nicht erreicht. Das ist für die jungen Menschen Ansporn, sich weiterzuentwickeln und kommenden Stürmen zu trotzen. Ihr großer Vorteil: sie tun dies nun aus professionalisierten Parteistrukturen heraus.
Luca Piwodda erlebte mit seiner Partei FPA eine enttäuschende Wahlnacht. Nur 708 Erststimmen und 437 Zweitstimmen konnte sie erlangen. „Das ist ein ernüchterndes Ergebnis“, gesteht Luca ein. Vor allem, da so die angestrebte Parteienfinanzierung nicht zustande komme. Das Lächeln ist ihm trotzdem nicht vergangen, der Kampfgeist nicht verpufft. Die FPA, erzählt Luca, setzt die Segel neu – vollzählig. „Alle im Team machen weiter“, sagt Luca gerührt und auch stolz. „Erfolg entsteht durch Hartnäckigkeit. Wir werden es weiter probieren. Wenn man gegen eine Wand läuft, muss man sich wieder aufrappeln. Irgendwann bekommt die Wand Risse.“ Und die junge Truppe hat ein klares Ziel vor Augen: die Kommunalwahlen in Brandenburg 2024.
Vertrauen gewinnen braucht Zeit
Professioneller zu werden, das hatte sich das junge Team Anfang des Jahres vorgenommen. Und vieles erreicht, auch mit Hilfe der Fellows von JoinPolitics, die unzählige Workshops mit Luca und seinem Team leisteten, von Diversity über Community Building bis Kommunikation. Die FPA will nun dezentraler arbeiten, hauptberufliche Stellen schaffen, beim Wahlkampf Profis für die Werbung engagieren, sich in Themen wie Bildung stärker einbringen.
Noch vor der großen Partei-Versammlung Mitte November läuft die Wahlkampf-Analyse auf Hochtouren. Ein wenig Zeit zum Entspannen hat sich Luca genommen. „Ich musste mal raus, auch um Entscheidungen zu überdenken.“ Dabei hätten viele Zukunftspläne klarere Konturen bekommen. Natürlich habe er sich gefragt, warum das Ergebnis so ausfiel – trotz aller Anstrengungen. Er nennt das Beispiel des Städtchens Sarnow. „Wir waren genauso oft vor Ort wie die AfD“, erklärt er. „Wir haben mit den Leuten gegrillt und gesprochen. Es gab viel Interesse und Zuspruch. Sogar Philipp Amthor sei nach Sarnow gereist, als er hörte, wie aktiv die FPA vor Ort sei. Und trotzdem haben wir nur zwei Stimmen in der Gemeinde geholt und die AfD 129.“ Es gebe ein großes Frustrationspotential, sagt Luca. Um das Vertrauen der Menschen so gewinnen, brauche es wohl einfach mehr Zeit.
Kein Sprint, sondern ein Marathon
Die Enttäuschung über Ergebnisse konnte der Feierstimmung bei der Wahlkampfparty keinen Abbruch tun. Bei seiner Dankesrede, erinnert sich Luca, habe er „das Glänzen in den Augen der Menschen gesehen.“ Das habe ihn in seinem Glauben an die Idee und die Partei bestärkt. Auch seine Familie war anwesend. „Die wissen, dass ich ein Dickkopf bin“, sagt er lächelnd.
Nach dem „großen Tag“ ist Luca nun seit zwei Wochen wieder in den fast vergessenen „Kosmos Studium eingetaucht.“ Ungewöhnlich fühle sich das an, nach dem Spurt in der Politik. Zwischen Februar und Dezember nächsten Jahres wird er seine Bachelorarbeit schreiben und dann steht eine Entscheidung an: Masterstudium oder Politikkarriere in der FPA. „Ein Freund hat zu mir gesagt, an was ich jeden Tag denke, das soll ich machen“, sagt er. „Ich denke jeden Tag an die FPA.“ Es regt sich Sehnsucht nach praktischer Veränderung in ihm, denn das Studium der Politikwissenschaften sei eben „mehr Wissenschaft als Politik.“
Der Kompass zeigt weit in die Zukunft: Bei den Kommunalwahlen 2024 will die FPA bei Bürgermeister- und Gemeindevertreterwahlen Erfolge feiern. Die Bürgermeisterin von Gartz (Oder) stellen sie ja bereits. Bis dahin soll sich die Partei strukturell weiter entwickeln und finanziell auf festen Füßen stehen: „Wir haben gelernt, dass es kein Sprint, sondern ein Marathon ist.“
JoinPolitics ist überzeugt von Lucas politischem Ansatz, weil er für die junge Generation in Ostdeutschland neue politische Angebote schaffen will. Mit der FPA gründet er eine Partei, die kommunalpolitische Strukturen und Beteiligungsmöglichkeiten neu denkt. JoinPolitics wünscht sich mehr politische Talente wie Luca, die sich politisch engagieren um den populistischen Parteien in ländlichen Regionen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Mehr erfahren: www.deine-fpa.de