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Mit Initiativen politische Wirkung erzielen: Natascha Sagorski erkämpft den gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten

Statistisch gesehen ist in Deutschland jede dritte Frau von einer Fehlgeburt betroffen - doch erst im Januar 2025 hat der Bundestag den gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten beschlossen. Das entsprechende Gesetz ist seit dem 1. Juni 2025 in Kraft. Die gesetzliche Änderung gilt als Meilenstein in der Familienpolitik. Zuvor bestand ein Anspruch erst ab dem sechsen Monat - Betroffene, die vorher eine Fehlgeburt erlitten, mussten auf eine Krankschreibung drängen oder direkt wieder arbeiten.

Dass es nun einen gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten gibt, ist dem unermüdlichen Einsatz unseres Talents Natascha Sagorski zu verdanken. Als sie vor einigen Jahren selbst eine Fehlgeburt erlitt, wurde sie wie viele andere Frauen mit der Ungerechtigkeit der damals noch geltenenden Regelungen konfrontiert. Sie erkannte, dass die Rechte von Frauen nach Fehlgeburten nur durch den Einsatz Betroffener ihren Weg in das Parlament finden. “Die Gewissheit, dass niemand anderes diese Arbeit für mich übernehmen wird, hat mich zum politischen Engagement geführt und treibt mich an”, sagte uns Natascha, als wir sie 2023 während ihrer Förderung in unserem Talentprogramm kennenlernen.

Natascha und weitere Talente unserer Kohorte 4 während des Bootcamps

Von der politischen Vision in den Familienausschuss

Natascha, PR-Expertin und Autorin, will politisch Verantwortung übernehmen und sich für eine moderne Familienpolitik stark machen. Sie gründete die gemeinnützige Organisation „Familie sind alle“ und arbeitete an einer Gesetzesinitiative für den gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten.

Im Februar 2022 startete Natascha eine öffentliche Petition, um ihr Anliegen in den Deutschen Bundestag zu tragen. Die Kernforderung: die Einführung gestaffelter Schutzzeiten für Frauen nach Fehlgeburten. Die Petition wird ein erster Meilenstein für Natascha - und ein riesiger Erfolg: In kurzer Zeit erzielte die Petition 50.000 Unterschriften - und erreichte damit die Schwelle, um im Petitionsausschuss des Bundestags öffentlich beraten zu werden.

Die erfolgreiche Petition - sie erreichte über 75.000 Unterschriften - weckt mediales Interesse. Leitmedien wie der Spiegel berichten über den fehlenden Mutterschutz nach Fehlgeburten, wodurch wiederum Vertreter*innen der Parteien auf Natascha und ihren Einsatz aufmerksam werden. Die Politikerin und Mitglied des Familienausschusses, Leni Breymaier, beantragte 2023 eine Anhörung im Bundestag. Natascha wird zum ersten Mal als Sachverständige in den zuständigen Familienausschuss geladen und so das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Gesetzesänderung auf politischer Ebene schaffen. 

Überparteiliche Unterstützung für Nataschas Vorhaben im Bundestag

Durch Nataschas kontinuierliches Wirken bildet sich eine breite Unterstützungsbasis, die sich durch alle demokratischen Parteien zieht. Öffentliche Demonstrationen, die “Familienketten”, die Natascha in Zusammenarbeit mit weiteren familienpolitischen Organisationen veranstaltet, mobilisierten eine Gemeinschaft von Unterstützer*innen der Petition und zeigten die breite Zustimmung. Die erste symbolische Menschenkette fand im September 2023 in Berlin statt und erstreckte sich vom Bundesfamilienministerium bis zum Reichstag. Eine weitere Familienkette in München im Mai 2024 zeigte, dass der gestaffelte Mutterschutz nach Fehlgeburten ein Thema von bundesweiter Relevanz ist. 

“Keine Frau sollte am Tag nach ihrer Fehlgeburt arbeiten müssen!”

Bereits im Frühjahr 2024 forderte der Bundesrat den Bundestag auf, einen Gesetzesentwurf zur Neuregelung des Mutterschutzes nach Fehlgeburten zu erarbeiten. Mit Unterstützung unseres Fellows Ansgar Wörner und seiner Agentur newtmrrw organisierte Natascha ab Mitte 2024 die Kampagne “Leere Wiege. Volle Arbeitskraft?”, die eindringlich die emotionalen Belastungen betroffener Frauen aufgriff. Teil der Kampagne waren zahlreiche prominente Persönlichkeiten, wie die Schauspielerin Collin Ullmen-Fernandes, das Model Marie Nasemann, der ehemalige Fußballspieler Arne Friedrich und Politikerinnen wie Katharina Barley MdEP oder Franziska Brandmann. 

Eine drei Meter hohe, leere Wiege verdeutlicht: Der Mutterschutz nach Fehlgeburten muss reformiert werden

Zeitgleich setzt sie ein weiteres, öffentlichkeitswirksames Kampagnenhighlight um: eine drei Meter hohe, leere Wiege mitten im Regierungsviertel. Die Botschaft ist klar - und findet parteiübergreifend Zuspruch. Ende Januar 2025 verabschiedet der Deutsche Bundestag einstimmig einen Gesetzentwurf verabschiedet, wie von Natascha erhofft, eine gestaffelte Regelung ab der 13. Schwangerschaftswoche vorsieht.

Nach drei Jahren hat Natascha Sagorski es geschafft: Ihr ist es gelungen, den Mutterschutz zu reformieren. Aus ihrer politischen Vision wurde geltendes Recht. Dieser Erfolg ist Nataschas unermüdlichem Engagement zu verdanken und verdeutlicht, dass Veränderungen durch die richtig gewählten und strategisch eingesetzten politischen Hebel auch ohne Mandat oder Amt möglich sind.

Nach 3 Jahren geschafft:  Nataschas Vorhaben wurde im Bundestag verabschiedet

Wir sind überzeugt: Politisches Engagement bietet enorme Möglichkeiten und kann große Wirkungen erzielen. Entscheidend sind die intrinsische Motivation, ideelle und finanzielle Unterstützung sowie das richtige Netzwerk. Es freut uns, dass wir Natascha als gefördertes Talent auf ihrem politischen Weg begleiten und bei der Umsetzung ihrer Vision unterstützen konnten. Wir sind gespannt auf ihren weiteren Weg. Denn auch wenn die Gesetzesinitiative umgesetzt wurde, engagiert sich Natascha weiterhin für eine zeitgemäße Familienpolitik und will auch weiterhin an den bestehenden Herausforderungen arbeiten. Inzwischen ist sie Mitglied der SPD und hofft, in Zukunft auch parlamentarische Verantwortung zu übernehmen.

Stolz auf unser Talent Natascha: Ihr ist es zu verdanken, dass der gestaffelte Mutterschutz nach Fehlgeburten gesetzlich verankert wurde