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Portrait eines Mannes vor einer spiegelnden Scheibe

Diversität im Landtag

Zahedullah Helmand

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Initiator des Netzwerks Landtag4Diversity

Zahedullah Helmand ist sich sicher: Es fehlen eigentlich immer Menschen, die Politik machen, weil es nie genug Perspektiven geben kann. Oft sind die Zugänge zu Parteipolitik und Parlament für Menschen mit Migrationshintergrund jedoch versperrt - vor allem auf Landesebene. Das möchte Zahed mit seiner Initiative Landtag4Diversity ändern. 

Wer bist du und was machst du bei JoinPolitics?

Ich heiße Zahedullah Helmand und bin 25 Jahre alt. Ich engagiere mich seit 2020 politisch bei der Grünen Jugend und arbeite in der Bildungsstätte Anne Frank, bin Stipendiat der Deutschland Stiftung Integration und Gründer der Initiative Landtag4Diversity. 36 Prozent der Menschen in Hessen haben einen Migrationshintergrund, diese Realität wird im Landtag nicht widergespiegelt. Das muss sich ändern. Mit unserem überparteilichen Bündnis wollen wir PoCs zusammenbringen, sie für Politik begeistern und gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen politischen Druck ausüben.
   

Dein Weg in die Politik?

Ich bin schon zu Schulzeiten sehr engagiert gewesen. Früh hat mich vor allem die Außenpolitik im Heimatland meiner Eltern in Afghanistan interessiert. Gleichzeitig hat mich das Thema sehr frustriert, weil es so fern ist und mein Gestaltungsspielraum so gering ist. Durch die Anbindung in meine Moscheegemeinde in Darmstadt bekam ich den Impuls: Wenn ich Veränderung bewirken will, dann tue ich das am besten in meinem direkten Umfeld, da wo ich sie berühren und greifen kann. Also wurde ich Mitglied im Gremium der Jungen Islam Konferenz. Mir war es wichtig, mich an der Schnittstelle zwischen der muslimischen Community und der Mehrheitsgesellschaft einzubringen und hier Brücken zu bauen. Derzeit studiere ich Politik und Geschichte auf Lehramt. Mir fiel in den letzten Jahren immer wieder auf: Das derzeitige Schulsystem verstärkt Ungleichheiten und kann unsere Gesellschaft nicht ausreichend vor Extremismus und Rassismus schützen. Deshalb bin ich bei zivilgesellschaftlichen Organisationen aktiv. Doch ich musste feststellen, dass es am Ende den politischen Weg braucht, um eine echte Chancengerechtigkeit zu gewährleisten. Durch die Initiative Landtag4Diversity können wir gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen politischen Druck ausüben und unsere Interessen selbst im Parlament vertreten. Außerdem kandidiere ich für den Hessischen Landtag 2023 und möchte andere PoCs empowern, auch diesen Weg zu gehen. 

Wofür brennst du?

Mir ist es ein großes Anliegen, dass überparteiliche Netzwerke von migrantischen Menschen auf Landesebene entstehen, welche die vorherrschenden Barrieren für PoCs aufbrechen. Wir möchten die Menschen in ihrer Lebensrealität abholen, ihnen Orientierung geben und sie empowern. Dabei ist eine überparteiliche Nachwuchsförderung total wichtig. Auf Bundesebene werden Themen wie Diversität und Repräsentation bereits viel diskutiert und das ist sehr gut. Auf Landesebene jedoch ist noch sehr viel Nachholbedarf. Dabei liegen so viele wichtige Kompetenzen bei den Ländern: ob es jetzt Bildungspolitik oder Innenpolitik ist. Mit Blick auf den Terroranschlag in Hanau, NSU und NSU 2.0 zeigt sich das Ausmaß des Problems deutlich. Es gab genug Skandale innerhalb des Verfassungsschutzes, geschredderte Dokumente… Das sind alles Dinge, die auch aus Länderkompetenz hervorgehen. Hanau hat mich aus meinem Alltag gerissen. Auf einmal war ich auf eine andere Art mit meinen Ängsten konfrontiert. Als betroffene Person kannst du deinen Alltag nie frei von Rassismus und Diskriminierung leben. Es ist auch keine freiwillige Entscheidung, sich zu engagieren. Es ist immer eine Sache von Betroffenheit und von Frust, die dann letztendlich in Veränderungswille münden kann. Sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund sind aufgrund von Hanau einer Partei oder Jugendorganisationen beigetreten. Genau diese Menschen wollen wir unterstützen. 

Was ist das Beste, was du im nächsten halben Jahr erreichen kannst, und wie hilft dir JoinPolitics dabei? 

Das Beste wäre, dass viele coole Menschen zusammenkommen und an einer gemeinsamen Vision arbeiten. Nämlich ein Akteur im politischen Betrieb zu werden, der nicht mehr einfach übersehen werden kann, sodass die Landesregierung und die Parteien keine andere Wahl mehr haben, als die Zugänge für Menschen mit Migrationshintergrund und marginalisierte Gruppen zu verbessern. Wir wollen, dass unsere sozialpolitischen, bildungspolitischen und innenpolitischen Forderung in den nächsten Koalitionsverträgen stehen. Landtag4Diversity möchte gemeinsam mit der Bildungsinitiative Ferhat Unvar aus Hanau ein überparteiliches Netzwerktreffen organisieren, um möglichst schnell eine breite Basis aus Interessierten und Engagierten zu bilden. Zudem steht meine Kandidatur für den Hessischen Landtag 2023 an. JoinPolitics gibt mir die Möglichkeit, mich 100 Prozent der Vision zu widmen und das Bestmögliche für unsere gesamte Gesellschaft herauszuholen. Durch das große Netzwerk lerne ich Menschen kennen, die bereits Organisationen aufgebaut haben, die ganz Deutschland bewegen.

Wo stehst du in fünf Jahren auf deinem politischen Weg?

Da bin ich hoffentlich Landtagsabgeordneter im Kulturausschuss und zuständig für Bildungspolitik. Und ich habe ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis, was hinter mir steht und es mir ermöglicht, unsere Forderungen in die Politik zu tragen. Ich möchte bei Landtag4Diversity eines von vielen Vorbildern für Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen, die von Rassismus und Diskriminierung betroffen sind sein.

Was hast du aus schwierigen Phasen in der politischen Arbeit gelernt?

In den letzten Jahren habe ich immer wieder festgestellt: Es fehlen eigentlich immer Menschen, die Politik machen, weil es nie genug Perspektiven geben kann. Wir müssen uns trauen. Ich habe aber auch gelernt, geduldiger zu sein. Ob es jetzt um parlamentarische Prozesse geht oder darum, Forderungen dingfest zu machen. Das braucht viel Vorarbeit, Kraft und es geht niemals alleine. Manchmal bin ich zu sehr in meiner eigenen Gedankenwelt und meiner Betroffenheit vertieft, dass ich manchmal den Blick für das große Ganze verliere. Ich habe gelernt, offener zu kommunizieren.

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