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Portrait eines Mannes

Das Europa von Morgen

Milad Tabesch

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Initiative "Ruhrpott für Europa"

Milad Tabesch liebt den Ruhrpott und er ist sich sicher: Europa kann sehr viel vom ehemaligen Kohlenpott in Nordrhein-Westfalen lernen. Er will der jungen Generation in der wichtigen Transformationsregion eine Stimme geben. Dafür erstellt er eine europapolitische Ruhrpott-Agenda der jungen Generation. Sie darf nämlich bei der bevorstehenden Wahl 2024 erstmals ab 16 Jahren mitwählen. Milads Traum: ein modernes und weltoffenes Europa der Solidarität als politische Heimat für alle seine Bürger*innen.

Wer bist du und was machst du bei JoinPolitics?

Ich heiße Milad Tabesch und bin 26 Jahre alt. Ich bin geboren in Bochum, im Ruhrgebiet. Ich bin Kind von Geflüchteten, die Anfang der 90er Jahre aus Kabul nach Deutschland kamen. Ich möchte das Ruhrgebiet europapolitisch auf die Agenda bringen und der wichtigen Transformationsregion eine Stimme in Europa geben. Denn es wird meine Generation sein, der einiges aufgebürdet wird - mit Blick auf die nächsten Jahrzehnte. In Workshops möchte ich jungen Menschen im Ruhrgebiet die Bedeutung und die Funktionsweise der Europäischen Union näherbringen. Ich will sie einbeziehen und mit ihnen gemeinsam eine europapolitische Agenda der jungen Generation erarbeiten.

Dein Weg in die Politik?

Ich bin in einem von Politik betroffenen Haushalt aufgewachsen. Meine Eltern mussten ihre Heimat und ihr gesamtes Leben hinter sich lassen und in Deutschland neu anfangen. Spätestens in der Pubertät habe ich mich gefragt, wieso ich hier bin und was mein Platz in der Gesellschaft ist. Die Erklärungen dafür waren politisch. Außerdem sind meine Eltern in der Gastronomie tätig, hier kam ich früh mit einem Querschnitt der Gesellschaft in Berührung und lernte, dass es oft ähnliche Themen waren, die die Menschen bewegten. Mit so zehn Jahren habe ich im Imbiss meiner Eltern das Zeitunglesen für mich entdeckt. Das muss ziemlich lustig ausgesehen haben, als ich da in der Ecke des Restaurants in die Tageszeitung vertieft war, und lediglich meine Beine darunter hervor schauten.

Der finale Auslöser meiner Politisierung war 2015 in der sogenannten Geflüchtetenkrise. Das, was meinen Eltern damals passiert war, wiederholte sich. Diesmal aber konnte ich mitlesen, wie über sie berichtet wurde, wie die Stimmung kippte und Menschen unter Generalverdacht gerieten. Wenig später gab es Brexit, den aufflammenden Populismus in Frankreich, die AfD in Deutschland und den Aufstieg Donald Trumps. Ich habe mir gesagt: Nicht nur nebenbei politisch sein, Milad, sondern auch aktiv verstehen, wie Europa überhaupt funktioniert und wie es zu all dem kommen konnte!

Wofür brennst du?

Ich will die Bedeutung des Ruhrgebiets für Europa unterstreichen. Europa kann sehr viel vom Ruhrgebiet lernen. Die EU schreibt sich tagtäglich auf die Fahne: Geeint in Vielfalt. Der Pott ist ein Beispiel für diese gelebte Vielfalt und somit ein sehr guter Ratgeber für die EU, wenn es darum geht, große Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Übertragen auf die Gesellschaft von heute und morgen bedeutet das, postmigrantisch zu denken. Europa kann als politische Heimat funktionieren, als Gegenstück zum Nationalstaat, ungeachtet von Geschlecht, Ethnie, Herkunft, Sprache oder Religion oder der sexuellen Orientierung. Diese Idee einer europäischen Vereinigung möchte ich bei der jungen Generation attraktiv machen und statt Plattitüden wirkliche Antworten für Europa diskutieren. Die Europawahlen sollten die wichtigsten Wahlen überhaupt werden, nicht nur von der Wahlbeteiligung her, sondern auch vom Engagement und der Medienberichterstattung. Doch das ist nicht so. Die Europawahl wird teilweise weniger beachtet als einige Landeswahlen. 2024 dürfen erstmals Menschen ab 16 Jahren wählen und über die Zukunft der EU mitentscheiden. Das ist historisch. Jetzt müssen wir dafür kämpfen, dass sie ihr Wahlrecht auch wahrnehmen.

Wo stehst du in fünf Jahren auf deinem politischen Weg?

Ich will für die Menschen aus meiner Heimat ein Sprachrohr sein  und ihre Belange gut vertreten. Politik muss transparenter, offener für junge Menschen werden und nahbarer. Ich kann dafür sorgen, dass junge Menschen ein anderes Europa erleben als, was ich während meiner Schulzeit erlebt habe. Durch Schüleraustausche, Förderprogramme für Exkursionen nicht nur nach Berlin, sondern vielleicht nach Dublin, Lissabon, Budapest oder einen Besuch an den EU-Außengrenzen. Die junge Generation will über den Tellerrand schauen und ist bereits hochpolitisch. Wir müssen ihnen die Chancen geben, auch unabhängig vom Einkommen der Eltern die kulturelle Vielfalt und die Ambivalenzen unseres Kontinents zu verstehen.

Ich möchte, dass echter Dialog zwischen Politiker*innen und jungen Menschen entsteht und die Verantwortung für die Zukunft geteilt wird. Wir müssen darüber nachdenken, dass man noch mehr Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidungsprozesse auf EU Ebene einbindet. Und ich möchte vielfältige Perspektiven schaffen, die auf Europa blicken. Neue Geschichten und Narrative entdecken, die über Europa erzählt werden und neue Ziele formulieren, die mit Europa verknüpft werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass es noch weitaus mehr Geschichten gibt und weitaus mehr Gründe, warum es Europa braucht. Wir müssen sie aufspüren und erzählen.

Was hast du aus schwierigen Phasen in der politischen Arbeit gelernt?

Die Welt mit den Augen meines Gegenübers zu sehen. Vor allem bei grundlegend unterschiedlichen politischen Ansichten und Einstellungen habe ich gelernt, dass der Versuch, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen, viel zielführender ist als Wut, Konflikte oder Kontaktabbruch. Man kommt um teilweise verrückte Weltanschauungen nicht herum, wenn man in der Gastronomie aufwächst. Ich habe gelernt, wenn man Verständnis für Ängste und Sorgen zeigt, kann man den Versuch wagen, sie zu rationalisieren und von dort aus: Nüchtern nach Lösungen suchen!

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