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Portrait einer jungen Frau in oranger Bluse

Die Kommune als Ort des Wandels

Clara Schweizer

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Gründerin der Klima Taskforce Nürtingen

Clara Schweizer setzt sich seit ihrem 13. Lebensjahr für Klimaschutz ein und kämpft für jedes Zehntel Grad, um eine totale Klimakatastrophe und drohende Kipppunkte zu verhindern. Dabei setzt sie auf die Kommune als Ort der Veränderung. Um ihre Heimatstadt Nürtingen klimaneutral zu machen, baut sie eine interdisziplinäre Klima Taskforce auf.

Wer bist du und was machst du bei JoinPolitics?

Ich bin Clara Schweizer, 20 Jahre alt, aus Nürtingen. Ich studiere Politikwissenschaften und Öffentliches Recht. Außerdem engagiere ich mich bei den Grünen, bei Fridays for Future und dem Nürtinger Stadtjugendring. Mein Herzensthema ist Klimaschutz. Ich bin der Überzeugung, dass wir innovative und vor allem pragmatische Ansätze brauchen, um die zwingend notwendige Klimaneutralität zu erreichen. Ich engagiere mich seit Jahren auf kommunaler Ebene. Kommunen sind die Orte, an denen Klimaschutz aktiv angegangen werden kann, denn alle Beschlüsse, die auf Landes- und Bundesebene gefasst werden, müssen letztlich in den Kommunen umgesetzt werden. Da setzen wir an. Eine interdisziplinäre Klima Taskforce bestehend aus lokalen Akteur*innen aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft soll Nürtingen klimaneutral machen und gleichzeitig konkrete Projekte zum kommunalen Klimaschutz anstoßen.

Dein Weg in die Politik?

Für mich war das Jahr 2015 sehr politisierend, eine Zeit, in der so viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind und gleichzeitig die AfD und die Pegida-Bewegung groß geworden ist. Damals war ich 13 und wollte Position beziehen und solidarisch mit geflüchteten Menschen sein. Gleichzeitig hat mich Greta Thunberg und ihr Protest inspiriert. Ich war von Beginn an bei Fridays for Future aktiv und wollte laut sein für Veränderung. Mit 14 wurde ich in den Jugendrat Nürtingen gewählt und wurde dessen Vorsitzende. Das war mein Weg in die kommunalpolitische Welt. Hier bekam ich mit, wie hart es ist, sich als junger Mensch zu engagieren und ernst genommen zu werden. Aber ich habe auch gelernt, dass ich durch meinen Beitrag etwas verändern und neue Impulse geben kann. In unserem Gemeinderat ist der Altersdurchschnitt und auch der Anteil von Frauen nicht repräsentativ für die Gesellschaft. Deshalb ist es für mich sehr wichtig, hier die Ansichten der jungen Menschen mit einzubringen.

Wofür brennst du?

Die Kommunen sollen laut baden-württembergischem Klimaschutzgesetz bis 2040 klimaneutral sein. Das ist jedoch viel zu spät, um das 1,5 Grad Ziel noch irgendwie erreichen zu können. Derzeit sind wir schon bei einer Erderwärmung von 1,2 Grad. Ich kämpfe für jedes Zehntel Grad, um irgendwie eine totale Klimakatastrophe und drohende Kipppunkte zu verhindern. Deshalb möchte ich meinen Beitrag mit der Klima Taskforce leisten. Kommunen sind die Orte, an denen die Menschen leben und wo sie ganz unmittelbar von Extremwetterereignissen betroffen sind. Hier braucht es dringend Klimaschutz und Klimaanpassung. Das Prinzip “Think global, act local” bietet einige Vorteile:  Hier lassen sich lösungsorientierte Projekte schnell umsetzen und erproben, außerdem sind die Wege in einer Stadtgesellschaft kürzer, was agiles Zusammenarbeiten unterschiedlicher Akteur*innen ermöglicht. Ich denke auch, dass Klimaschutzmaßnahmen eine andere Akzeptanz erfahren, wenn sie von der lokalen Bevölkerung mitentwickelt und umgesetzt werden.

Was ist das Beste, was du im nächsten halben Jahr erreichen kannst, und wie hilft dir JoinPolitics dabei?

Wir wollen einen Klimaneutralitätsbeschluss im Gemeinderat erwirken. Konkret heißt das, dass wir zum einen viele Leute gewinnen, die unsere Zielvereinbarungen unterschreiben und zum anderen selbst ins Handeln kommen. Mit der Klima Taskforce als breites Bündnis können wir vielfältige Expert*innen aus verschiedenen Sektoren zusammenbringen, gemeinsame Ziele entwickeln und so den Gemeinderat und die Stadtverwaltung für unser Anliegen gewinnen. Wir wollen möglichst viele Menschen überzeugen und einen Mulitplikator*innenprozess ins Rollen bringen. Expert*innen aus verschiedenen Bereichen können sich vernetzen, um dann am Ende der Klimaneutralität in Nürtingen einen oder mehrere Schritte näher gekommen zu sein. Unser Wunsch ist, diesen Prozess nicht nur in Nürtingen anzustoßen, sondern auch in anderen Kommunen, sodass es – Puzzlestück für Puzzlestück –  hin zu einem großen Puzzle-Bild der Klimaneutralität in Deutschland kommt. Dafür soll ein Baukasten aus Best Practice Beispielen entstehen, der auch in anderen Kommunen zur Anwendung kommen kann.

Wo stehst du in fünf Jahren auf deinem politischen Weg?

Ich wäre in fünf Jahren gerne im Gemeinderat. Ich sehe jedoch auch, dass es großer politischer Lösungen bedarf. Und in den Kommunen kann man nur mit den Rahmenbedingungen arbeiten, die gesetzt werden von Land und Bund. Deshalb möchte ich auch auf landes- und bundespolitischer Ebene Fuß fassen. Es kann auch sein, dass ich vermehrt  außerparlamentarisch politisch arbeiten möchte. Ich bin offen: Fest steht für mich auf jeden Fall, dass ich weiterhin gegen die Klimakrise kämpfen werde.

Was hast du aus schwierigen Phasen in der politischen Arbeit gelernt?

Ich habe gelernt, diplomatischer zu sein. Denn um Menschen wirklich von Klimaschutz überzeugen zu können, muss ich erstmal verstehen, was sie umtreibt. Denn es braucht möglichst viel Zusammenarbeit, um gegen Krisen zu arbeiten, hin zur Klimagerechtigkeit. Außerdem lasse ich mich heute nicht mehr so leicht unterkriegen. Manchmal empfinde ich natürlich Wut und Frustration, aber das will ich in Motivation und Produktivität umsetzen. Denn diese Klimakrise wartet nicht und ich bin auch nicht bereit zu warten.

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