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"Ein Zukunftsfonds 2.0 passt gut in jedes Wahlprogramm"

Verena, du hast erfolgreich das Digital-Unternehmen Kitchen Stories gegründet. Jetzt zieht es dich als Querwechslerin in die Politik. Warum?
Verena: Verantwortungsvolles Unternehmertum und Aufstieg durch Gründung sind ursozialdemokratische Leitlinien. Für mich spielen beide eine große Rolle in meinem Leben und das möchte ich mit einbringen. Häufig haben wir ein Umsetzungsproblem, kein Erkenntnisproblem. Schnelles Internet auf dem Land oder neue Formen der Arbeit: Ich will neue Wege gehen, mit unternehmerischem Spirit dafür sorgen, dass wir nicht der Realität hinterherhecheln.

Stefan, du hast einige Jahre für die SPD gearbeitet, bist dann in die Zivilgesellschaft gegangen, zur Bürgerbewegung Finanzwende. Warum jetzt wieder in die Politik?
Stefan: So unterschiedlich sind beide Welten gar nicht, also im Bereich Kommunikation und Kampagne, wo ich gearbeitet habe. Häufig geht es darum, mit klugen Vorschlägen und kräftigen Argumenten eine Debatte zu gewinnen. In der Politik gibt es dann anschließend noch die letztendliche Umsetzung. Mich reizt dabei, meinen Beitrag für gute Ideen wie den Zukunftsfonds 2.0 zu leisten.

Ihr beide brennt für ein politisches Herzensthema: den Zukunftsfonds 2.0. Wie kamt ihr auf die Idee?
Stefan: Verena kennt sich als erfolgreiche Gründerin mit Finanzierungen aus, wir beide sind im Startup Umfeld sozialisiert worden. Die Rente braucht eine renditestarke, kapitalgedeckte Ergänzung, der Startup Sektor eine gemeinwohlorientierte Finanzspritze. Das zusammenzudenken war Verenas Idee und hat mich gleich begeistert.

Der schlagkräftige, investierende Staat scheint im Trend zu liegen: US-Präsident Biden setzt auf massive Infrastruktur-Programme zur Bekämpfung der Corona-Folgen. Die Thesen der Ökonomin Mariana Mazzucato vom Staat als gutem Unternehmer sind viel beachtet. Wo setzt ihr den Hebel an mit eurer Staatsfonds-Idee?
Verena: Der Staat muss den richtigen Rahmen setzen, damit soziale Marktwirtschaft zum Wohle aller gedeihen kann. Der Zukunftsfonds 2.0 ist ein Infrastruktur-Programm des digitalen Zeitalters, nur, dass wir nicht in Autobahnen oder Schienen, sondern in kluge Köpfe und Beteiligungen investieren. Wir wollen ein Volumen von insgesamt mehr als 30 Milliarden Euro für diesen Bereich der späten Unternehmensfinanzierungen freisetzen. Das ist viel, denn im gesamten Jahr 2019 waren es nur etwa 6,2 Milliarden Euro in ganz Deutschland. Das ist aber echt wenig, wenn wir sehen, wie schnell wir 9 Milliarden zur Rettung der Lufthansa bereitstellen konnten. Wir wollen dieses Geld, auch mit dem Beitrag von RentnerInnen, klug in neue Unternehmen investieren.

Inwiefern unterscheidet sich euer Zukunftsfonds 2.0 von dem Beteiligungsfonds, den die Bundesregierung Ende 2020 verabschiedet hat?
Verena: Mit dem Zukunftsfonds 2.0 gehen wir den konsequenten nächsten Schritt zum derzeitig ausgestalteten Fondskonzept. Der aktuelle “Zukunftsfonds” ist viel kleiner und von seiner Struktur her auf andere Phasen der Unternehmensfinanzierung ausgerichtet. Wir denken größer. Wieso kann das nächste Biontech nicht auch mit Geld aus der deutschen Rentenkasse groß gemacht werden?


Die Verbindung von Wirtschaftsförderung und Rentenpolitik ist neu. Wie sorgt ihr dafür, dass am Ende die Rentner*innen in Deutschland von guten Investitionen des Staates profitieren?
Verena: Der Wagniskapitalsektor ist in den letzten Jahren ziemlich profitabel gewesen. Insgesamt erzielt der Sektor in Europa Renditen von rund 16 % jährlich bei einem Anlagehorizont von fünf Jahren. Wieso sollten davon vor allem Vermögende oder große angelsächsische oder asiatische institutionelle Investoren profitieren? Deutschland ist ein reiches Land, aber wir sind nicht gut darin in unsere Zukunft zu investieren. Das wollen wir ändern und die Rente ist dabei ein wichtiger Baustein.

Also macht ihr endlich die Rente sicher?
Verena: Wir wollen einen unternehmerischen Beitrag dazu leisten, eine Fortschrittsdividende für Alt & Jung.

Könnt ihr grob skizzieren, was in den kommenden Monaten ansteht, um den Zukunftsfonds 2.0 voranzubringen?
Stefan: Derzeit befinden wir uns noch in der Sammlungsphase: Wir aggregieren gute Ideen und Verbündete und feilen an dem Konzept. Im Sommer wollen wir Ergebnisse vorstellen und das Thema überparteilich auf die Agenda bringen. Es wird gewählt. Ein Zukunftsfonds 2.0 passt gut in jedes Wahlprogramm.

Und was passiert, wenn du gewählt wurdest, Verena: wie geht es dann mit dem Zukunftsfonds 2.0 weiter?
Verena: Mein Ziel ist erreicht, wenn der Haushaltsausschuss die Gelder zur Umsetzung bewilligt hat und der Zukunftsfonds 2.0 aufgesetzt wird.